2009-08-13 16:06:09 UTC
Ich zog guten Gewissens, Mut und Tatendrang nach Dresden zwecks Studium und Arbeit. Ich hatte Pläne und Vorstellungen von meiner Zukunft. Erstaunlich wie schnell Hoffnung, Zuversicht und Heiterkeit zerstört werden können innerhalb weniger Monate.
Ich zog in eine Wohnung die 100 Euro mehr Miete kostete als die Letzte in der ich lebte. Warmes Wasser fließt nur von 6 bis 24 Uhr. Danach ist es kalt. Eiskalt. Die Heizung im Winter funktionierte nicht. Im Februar wurde sie repariert. Wärmer wurde es dennoch nicht. Höchstens 1 Grad mehr als die Raumtemperatur. Trotz voller Leistung der Heizung. Die Studenten in der Uni waren sehr ruhig. Karg trifft es eher. Freizeitaktivitäten kannten sie nicht. Kino, Film- oder Spielabende, Bowling oder Schwimmen waren ein Fremdwort für sie. Zumindest für die, die ich kennen lernen durfte. Was soll’s, dachte ich. Dann bleibe ich die Wochenenden alleine oder sitze bis 23 Uhr in der Bibliothek. Lernen ist doch viel wichtiger. Wer braucht schon gesellschaftlichen Kontakt in einer neuen Stadt? Warum auch mit mir durch die Kneipen ziehen. Ich bin nur ein Wessi für sie.
Ich kaufte mir eine 2er Schlafcouch. Falls mich Freunde aus der alten Heimat besuchen und übernachten wollten. 300 Euro kostete die Couch. Der Verkäufer versicherte mir eine im Lager zu haben. Neu und Originalverpackt. Ich bezahlte und freute mich auf das Schmuckstück. Einige Tage später rief er an und meinte ich bekomme das Ausstellungsstück geliefert, es wäre keine mehr im Lager. Ich verlangte Rabatt, da diese Couch weder neu noch unbenutzt war. Er lehnte ab und wir stritten. 1 Woche lang. Ich sprach mit dem Geschäftsführer und er zahlte mir die 300 Euro zurück. Warum sollte auch der Verkäufer mit mir reden, gar handeln. Erst als ich mich dem Geschäftsführer wandte regelte sich die Situation. Bis heute weiß ich nicht, warum ich für eine benutzte Ausstellungsware den vollen Kaufpreis bezahlen sollte. Egal, ich bin nur ein arroganter Wessi für sie.
Es wurden Wintersemesterferien. Ich freute mich auf meine Ferienarbeit. Autopflege. Angeblich könne ich bis 1500 Euro im Monat verdienen wenn ich fleißig bin und schnell arbeite. Ich war fleißig. Fleißiger als der Chef. 4 Wochen lang. Verdient habe ich jedoch nix. Er zahlte mir keinen Lohn. Warum auch? Ich als Wessi hätte ja genügend Geld.
Ich trug mein Fahrrad in den Keller. Der Keller stand unter Wasser. Rohrbruch. Meine Möbel und Umzugskartons waren nass. Unbrauchbar. Zerstört. 70 Euro quasi in die Mülltonnen geworfen. Schade. Aber kann passieren.
Es wurde langsam Sommer. Mein PKW musste zum TÜV. Zuvor schnell in die Werkstatt und reparieren lassen. So dachte ich. Irrtum. 4 Tage stand es in der Werkstatt und wurde nicht repariert trotz Termin und Vereinbarung. Warum auch? Ich bin nur ein Wessi.
Ich fand eine neue Ferienarbeit für die Sommersemesterferien. 2,70 Euro Stundenlohn. Aber warum bekam ich nur 2,70 Euro? Ihr könnt es euch denken.
Traurig und frustriert ging ich in den Keller. Neue Fahrradbremsen und 2 Werkzeugkoffer wurden mir gestohlen. Aus meiner Kammer. Einfach so. Zu allem Übel wohnte ich ein Jahr lang neben einem Nachbarn der 14 Uhr nachmittags aufstand und ab 22 Uhr sich in die Welt der Computerspiele begab. Er schrie, reagierte emotional bei jedem virtuellen Schuss und stöhnte bis 3 Uhr in die Nacht. Ab da wurde es leise und ich konnte endlich schlafen.
Ist das Pech? Oder eher Unglück? Ich kapituliere und ziehe in eine Stadt wo ich nicht verurteilt werde aufgrund meines Heimatlandes. Wo Pech, gar Unglück nicht an meinen Sohlen haftet. Niedergeschlagen, frustriert und enttäuscht verlasse ich Dresden. Egal, ich bin nur ein Wessi für sie.